50
Jahre Wilfried
(Reim
di, odder I fress di!)
von
Friedrich
W. Köhler
Mann
bin I aufgrecht, is mir flau im Mooche!
Ich konn schier gor nix mehr etz sooche!
Vor so an wahnsinns Haufe vornehmi Leit
und rausputzt sin die alli heit!
Aani
schenner wi die ander,
in Gerry Weber und Gil Sander,
Karl Lagerfeld und Joop und Gucci,
in Strennesse, Carlo Carlucci!
Neueste
Mode und Modelle,
mit Schlitz an raffinierter Stelle!
Mir tunne schier die Aache weh,
bei sou vill Fleisch und Dekoltee!
Glitzerstaa
und schweri Patter!
Vielleicht a Weihnachtgschenk vom Vatter?
An vier Fingern jeder Hand,
Diamantenring vom Eve Saint Laurant!
Ohrering,
ja wahnsinnsschwere
aus Paris, vom Cartiere
Duft von Laura Biagotti,
von Vivian Westwood und Briotti!
Priscilla
Presley, Donna Carry!
Rieche tut des,
very, very!
Und
selbst die Männer sind enorm,
von ihren Fraun gebracht in Form!
Mit goldnen Uhren, wunderschöne
von Rolex, von Glashütte, von Lange & Söhne
In
Smoking oder Stresemann,
en neie Ouzug hat a jeder an!
en Willi Bogner, Otto Kern
Hugo Boss and David Stern
Versacce,
Armani und Brioni
odder maßgeschneidert vonem Honkong Toni!
Sogor für mich, I konns noch gor nit fasse,
hat mei Fraa in Hoxetouzuch widder amol reinige lasse!
Mit
neuem Hemd und mit Krawatte
soll glänzen heit Ihr Göttergatte!
Mich krazt inzwischen scho der steife Krooche!
I soll bloß scheeni Sache sooche!
I
soll nit frech sei und nit ordinär!
Des fallet mir angeblich bsonders schwer?!
Ich soll mi kurz und bündig fasse,
aber dem Wilfried spüre lasse,
dass
er derham is hier bei uns in Franken,
und dass wir heit besonders danken
für dieses supertolle Fest!
Do sprech ich sicher ausnahmsweise auch im Namen aller Gäst!
Doch
noch vill mehr für 16 wunderscheeni Joohr,
wo zwischen uns a echte Freundschaft wor
und niemols nicht der kleinste Streit
und niemols Missgunst oder Neid,
sondern
die ganze lange Zeit,
immer echte Ehrlichkeit
und des auf deine ganz besondre Weise
immer bescheiden, rücksichtsvoll und leise!
Ich
dank auch für den Rotwein und des Bier,
des ich die ganze Zeit getrunken hob bei dir.
Und manchmol aa, ich sags ganz offen,
hab ich des Zeug bei Euch gesoffen!
Dass
meinre Fraa oft peinlich wor,
wie ich z.B. das Gleichgewicht dereinst verlor
und ins Salatbeet der Marianne,
fiel wie ne geschlagne Tanne!
Und
dabei noch ne Fackel fällte,
die das Gesicht mir leicht entstellte.
Tage später im Salaat-Kopf
fand Marianne meinen Hosenknopf!
Ja
es is 16 Joor etz her
mei Tooch wor lang und ziemli schwer,
do secht mei Fraa beim Owetesse:
Mensch etz hätt ichs schier vergesse;
im
Dorf drunte doa sooches fei,
ins Vöchelhäisle ziecht a neies Päärle ei.
Vogelhaus, die Leut sin manchmal böse,
hieß das Haus vor allem wegen der geringen Größe!
Und
warum Vögel- und nicht Vogelhaus!
Das sagte was über die Benutzung durch die Vorbesitzer aus!
Die Anne was es vo der Friede:
Die neie sin leider alli zwaa scho gschiede!
Und
dass mei Fraa Anita aa seither
nur noch die zweitschönste vo Diebach wär.
Vo ihm was mer aa nonni viiel
nur, dass er wär aus Dinkelsbiehl!
Doch
bald kräht jeder Hahn vom Mist:
Er ist Jurist, er ist Jurist!
“Na und!“, denk ich mir doa derbei,
“Juristen kenne doch aa manchmol Mensche sei!“
Ich
gebs ja zue, ich tat ja auf ganz andre Dinge schiele:
Ich brauchte dringend aan zum Tennisspiele
und möglichst aan, der`s nit sou kou,
a wenig an Ehrgeiz hat ja jeder Mou!
Im
Radfahrn is der Wilfried besser!
Da wetzte er schon seine Messer!
In zwei Tagen per velo durch die Tschechei,
von Nord nach Süd an Prag vorbei.
Da
wollt er sehen mich am Boden!
Ich hab, auch zum Schutz von meinen Hoden,
lieber abgesagt: Es würd nicht gehn!
weil dort am Straßenrand so viele leichte Damen stehn!
Und
ich erzählt ihm diese Märe,
dass meine Frau sehr eifersüchtig wäre...
und mein Meniskus wohl nicht halte
wenn ich dauernd rauf und runterschalte!
Er
hat den Wahnsinn dann allein geschafft
mit unbändigem Ehrgeiz und mit aller Willenskraft!
Er hat den Schweinehund in sich glatt überwunden
und dabei wirklich rausgefunden,
dass
man beim Radfahrn dann und wann,
am Hintern Blasen kriegen kann!
Erst als sein Blut den Sattel tränkte
und er sein Rad vor Schmerzen fast in Graben lenkte,
musst
er den schwern Entschluss dann fassen
und sich von Marianne in Eichstätt abholen lassen.
Er war nach dieser Wahnsinnsreise
ein bisschen stolz, doch still und leise!
Wisst
Ihr noch, wie vor zehn Joohr
der Wilfried doch jung und knackig wor?
Jetzt knackt er nur noch und des fast immer,
es wird vo Tooch zu Tooch noch schlimmer!
No
ja, als Chef und Präsident
do merkt des kaaner, wenn er pennt.
Nur wenn er ham kummt zur Marianne
und steht dann auch nicht seinen Manne!
Im
Garten und beim Hütten baun,
dann kann sei Fraa fei böse schaun.
Sie treibt ihn raus, ihrn müden Herrn,
wie Männer halt getrieben werrn!
Ich
kenn mi aus, iich waas des aa,
wall I hob nämlich aa a Fraa!
Wenn wir noch uff der Aerwet hocke,
genne die Damen längst ins Jogge!
Sie
tanke Sauerstoff und Kraft
und der Mou, der schafft und schafft!
Und wenn mer ham kummt und is müde,
hast es gleich: „Du liebe Güte!
Wos
hast denn du heit scho getone?
I hob scho putzt und gropft die Boone!
I hob scho büchelt und gewasche
und nit die Händ in`d Hoosetasche!
Den
ganze Tooch nur Zeitung glese!
Hopp, nemm amol in Stroßebese
und kehr die Stroße, do wird’s Zeit!
Wos sochen sunscht die Nachbersleit?!
Und
wennscht dann ferti bischt mim kehre,
dann muß I dir glei noch erkläre,
wie der Rasen gschniete ghert
und der Garte rumgschort werd!
Sie
fegt ihn weg, fast wie ein Sturm:
Der frühe Vogel fängt den Wurm!
und dann kennts noch so ein Gedicht:
Wer nicht rastet, rostet nicht!
Der
Wilfried kennt des alles schon
und findet gleich den richtigen Ton!
Und das auf seine ganz besondre Weise
überlegt und still und leise!
Er
macht ein Quiz mit seinre Fraa:
Welche Stadt hat das Autokennzeichen: AA?
Des is leicht, die Stadt ist Aalen!
L I P LIP? ist Lippe in Westfalen
Jetzt
wird’s schwerer: Was ist AZE?
Anhalt-Zerbst und des tut weh!
Und wenn dann, die Marianne
wissen soll, von welchem Manne
ne
Prinzessin aus dem Kaff
Kaiserin wurde, dann is baff!
Und wenn dann auch noch ihr Spriegel
abfragt aus dem letzten Spiegel,
is die Arbeit längst
vergessen
und Marianne ruft zum Essen.
Kocht so gut, wie sie nur kann
und is stolz auf Ihren gescheiten Mann!
Des
konns aa sei, des sooch ich ihr!
Warum passiert sowos bloß nit mir
Jetzt steigt der Wilfried nämlich ei
in die Fachbuchschriftstellerei!
Beim
Thema wird’s do manchne scho schlecht:
Willensfreiheit
und Missbrauch im Strafantragsrecht!
No und!
sooche do sicher manche hier im Saale
tägliches Brot, für uns Rechtskriminale!
Doch
wenn mer dann oufängt, do drinne zu lese,
gehst automatisch
in´d Knie vor diesem Schriftstellerwese!
Ein
juristisches Werk hat der gschafft auf 200 Seite,
do wird ihn so mancher gwieß drum beneide!
Man
stell sich des vor, so ein Rechts-Kommentar
is für die Ewigkeit odder unsterblich gar.
Den tunne Studente in Zukunft studiere
und in Ihrne Examensarbeiten widder zitiere!
Do
liescht vielleicht Worte, die hascht noch nie ghört
und als Normaler
bleibt dir, der Zugang ganz einfach verwehrt!
Per aspera ad astra, mit Müh zu die Stern
Do kommer als Deitscher noch Deitsch drinne lern!
Mer
derwischt sei Gedanke immer widder, wie sie beim Lese,
ganz leise entschwinde odder friedlich verwese!
Gewaltenhemmung und Gewaltenteilung
Missbrauchsverdikt, Amnestie und Apolitionserteilung
Strafe
is Ahndung, Genugtuungsleistung und Sanktion!
Ein
Stigmatisierungseffekt führt zur Interessenkollission;
Eine Risikoeinwilligung zur Fremdgefährdung
führt zur Haftungsminderung und zum Verlust der Verwertung!
Nach
einer schubladenmäßigen Kompetenznegation
verliert ein Rechtsgutträger bei Provokation
das
Strafantragsrecht nach „culpa in contrahendo“, ganz klar
weil des nach römischem Recht aa scho sou war!
Wie
die Marianne des ooschreibt am Computer vorre,
isse ganz stolz und ehrfürchtig worre!
Sie denkt sie, wos hob I blos für an Mou!
Wos der alles waaß, wos der alles kou!
Wo
hat denn der Wilfried des her, dieses Wisse!
hat dem die Justitia im Osten ins Hirn gesch.....
Wo hat
denn der Wilfried des her, dieses Wisse!
hat dem die Justitia im Osten ins Öhrchen gebisse!
Ner guet, dass
ich ihn domols, do nüber hob glasse,
sonst tät er in Ansbach heit noch Kaufhausdieb fasse!
Sie
schreibt und schreibt und haut in die Taschte
und wies speichern will, stürzt er oo, der Kaschte!
Alles is weg, der uralte Computer is tot.
Die Marianne is fertig, der Wilfried sieht rot.
Zig
Stunde Arbeit sin etz für die Katz!
Er mecht so richtig wütend Rabbatz!
Ich merk scho, als die Marianne verzweifelt mich rief:
Der Haussegen hängt a bisserle schief.
Wohrscheinlich
hatte des Dinosaurier-Gerät
mit am Megaherz nicht genug Speicherkapazität.
Nachdem dem Wilfried war jetzt klar,
dass sei ganzi Arbeit wor ernstlich in gefahr,
käfft
er, und des is jetzt kein Scherz,
am nexschte Tooch einen PC mit über 1000 Megaherz
mit DVD, mit cd-rom, mit tv-out, mit AGP
mit Pentium 5 und AWD!
Ich
wor ganz weg, als ich den sah!
So an mechet ich etz aa!
Wie die Marianne loslegt dann,
überglücklich mit und für ihrn Mann
und
speichern will den ganzen Text,
do wor ganz plötzlich, wie verhext,
des Bild am Bildschirm widder weg
a so ein fürchterlicher Dreck!
Auf
Gates und Microsoft is sie jetzt heiß,
der Wilfried is im Gsicht ganz weiß
und meint: Es läge nur daran,
dass sei Marianne des Speichern blos nit richti kann!
„Ich
bin doch nicht blöd!“ hatte der Wilfried gedacht
und sein Einkauf bei
in Dresden gemacht!
Er wusste nämlich domols noch nicht,
dass mer dort manchmol Schrottgeräte gliefert gkriecht.
Mit
am Ersatzgerät und nach vielen Stunden
hat die Marianne die Technik doch noch überwunden!
Uund der
Wilfried hat gleich mit Mediamarkt ein lohnendes Beispiel gefunden
und die Novelle zum Verbraucherschutzgesetz in sei Klage auf Schadenersatz mit
eingebunden.
Es gab noch so viel schöne Sachen
nicht alle waren bloß zum Lachen!
Wie sich damals die Marianne z.B.genierte,
als
sie den Wilfried im Rollstuhl aus Florida rausevakuierte!
Oder wie Wilfried im Bett nimmersatt
plötzlich, wie beim Rudern, den Arm auskugelt hat
und kurze Zeit später wieder mitten in der Nacht
bei der Marianne ein Hexenschuss kracht!
Oder, wie die Marianne beim Saunen......!
(nönö, Ihr braucht jetzt noch gar nicht zu raunen!)
Ihrn Gatten nackt ausgsperrt hat, ohne Erbarmen
er draußen im Schnee, sie drinnen im Warmen!
doch auch das löste Wilfried auf seine Weise
er bat halt um Einlass, ganz zaghaft und leise!
So jetzt is Schluss, der Rest bleibt geheim,
bzw.
macht euch auf die Zuständ in Diebach selbst euern Reim!
Gesundheit und Glück wünschen wir uns alle hier,
aber heut eben ganz besonders, Wilfried, Dir!
Beruflich hob ich Dich, und ich finde das schön,
die ganzen Jahre immer nur Aufsteigen sehn
privat wor mir des nicht vergönnt
I
hob zumindest bei deinen Aufstiegen nicht zuschauen könnt!
Damit
es Dich künftig, noch schneller, nach ganz oben karrt
gibt’s als Geschenk von Jursas und Köhlers: eine Heissluftballonfahrt!
und zum Schluss bin ich noch ein
kleines bisschen nett:
Wilfried, die Gans wor ziemlich
fett!